Bevor wir einen „Rückruf“ erfolgreich anwenden können, müssen wir erst einmal das KOMMEN trainieren.
Rückruf bedeutet, den Hund von etwas zurückzurufen, das ihn womöglich sehr interessiert. Und genau das tun viele Menschen häufig. Ob tote Mäuse, nette Hunde, freundliche Radfahrer oder ein Spatzenschwarm, sobald der Hund etwas richtig Interessantes vorhat, rufen sie ihn davon zurück. Meistens mehrfach, oft genervt und manchmal erfolglos. Wenn er dann erst nach mehreren Rufen kommt sind sie genervt und frustriert. Dabei ist die Tatsache, dass der Hund sich nach mehrfachem Überlegen für seinen Menschen entscheidet, anstatt die lustigen spielenden Kinder freundlich zu begrüßen, doch eigentlich belohnenswert. Finden Sie nicht auch?
Ein Hund, der alles stehen und liegen lässt, um sich uns zuzuwenden, ist doch wundervoll! Aber warum sollte er das tun? Die Bindung? Der Gehorsam? Aus Liebe zu uns? Einfacher geht es mit einem Anker, der im Kopf des Hundes das Wort „Komm“ mit einem großen Glücksgefühl verbindet.
Fangen wir an der Basis an, beim Kommen. Ein wirklich freudiges Kommen können wir ganz einfach trainieren!
Falls Sie bereits ein Signal haben, das aber nicht zuverlässig funktioniert, ist es sinnvoll, ein neues Signal aufzubauen.
Ort: Anfangs ganz ohne Ablenkung im Haus oder Garten.
Hilfsmittel: eine Belohnung, die ganz hoch oben in der Belohnungsskala angesiedelt ist.
Wie lange Sie die einzelnen Schritte trainieren, hängt von vielen Faktoren ab. Alter, Temperament, Konzentrationsfähigkeit des Hundes sind nur einige. Gehen Sie bitte nicht zu schnell vor, das Signal soll ja wirklich gut sitzen!
Schritt 1: Beginnen Sie mit dem mit dem Schlussteil der Übung, nämlich dem Ankommen bei Ihnen. Stellen Sie sich in kurzer Distanz vor den Hund. Sie dürfen auch gerne in die Hocke gehen, sprechen Sie mit freundlicher Stimme das Signalwort, (den Pfiff oder für was Sie sich entscheiden haben) und bewegen Sie sich fröhlich zwei Schritte rückwärts. Sobald der Hund ihnen folgt, gibt es die Superbelohnung und einen Freudenausbruch Ihrerseits. Nach 4-5 mal beenden Sie die Sequenz. Sie dürfen gerne 10 Sequenzen pro Tag trainieren, bitte immer in kurzer Distanz und so, dass Ihr Hund Erfolg hat, also ohne Ablenkung.
Schritt 2: Nun beginnen Sie, die Distanz zu steigern. Sie rufen den Hund aus 3-4 Metern und belohnen freudig. 3-5 mal nacheinander, mehrere Sequenzen täglich. Denken Sie daran, „Beim Jubeln muss die Decke wackeln“. Wenn der Hund später einmal alles stehen und liegen lassen soll, um Ihr Signal zu befolgen, dann muss es auch mit einem großen Freudenanker in seinem Kopf verankert sein.
Schritt 3: Sie rufen den Hund von einem Zimmer ins andere oder vom Haus in den Garten. Nach der Belohnung und dem Freuen (nicht vergessen) beenden Sie aber die Sequenz. Der Hund ist in Erwartung eines weiteren Rufsignals überrascht, dass nun keins mehr kommt und wird Ihnen kurz folgen. Seine Aufmerksamkeit können Sie mit kleinen Übungen nutzen oder auch zu einem schönen Spiel. Aber die Komm Übung samt der tollen Belohnung und der Freudenbezeugung gibt es in dieser Woche immer nur 1 x pro Sequenz, er darf gerne ein wenig erwartungsvoll sein, wann Sie denn wieder rufen.
Schritt 4: Funktioniert das alles gut, gehen wir einen Schritt weiter. Wir fügen kleine Ablenkungen hinzu. Eine Person im Raum, die offene Terrassentür, ein Spielzeug am Boden. Ganz wichtig: Sollte Ihr Hund sich bereits hier ablenken lassen, gehen Sie sofort einen Schritt zurück! Wenn er ein zweites oder drittes Signal braucht, hilft das nicht weiter. Ihr Ziel ist, das der Hund schnell, direkt und freudig kommt. Also gestalten Sie die Umgebung so, dass er das auch tun kann. Wenn er aber trotz Ablenkung freudig kommt, sind Sie auf dem richtigen Weg! Sie dürfen also steigern!
Nun rufen Sie wieder mehrfach ab. Gestalten Sie das bitte lustig. Sie rufen den Hund, belohnen ihn direkt bei sich. Dann werfen Sie zum Beispiel ein ganz normales Leckerli weg, er darf es holen und sobald er es gefuttert hat, kommt Ihr freudiges „Komm“ Signal welches natürlich wieder besonders belohnt wird. Sie dürfen kreativ sein. Werfen Sie Kekse über einen kleinen Sprung und rufen Sie den Hund dann auch darüber zurück. Rufen Sie ihn durch eine Gasse aus Zeitungspapier oder laufen Sie rufend aus dem Raum, verstecken Sie sich hinter dem Sessel, legen Sie Ihre Jacke, Hundeleine, Mütze, Tasche in den Weg, rufen Sie ihn und feiern Sie ein wildes Wiedersehen, wenn er bei Ihnen ankommt.
Wenn Ihr Hund bereits Bleib Übungen beherrscht, dürfen Sie ihn gerne daraus abrufen, aber nicht zu oft. Sie möchten sich die Übung ja nicht verderben.
Schritt 5: Jetzt erst! trainieren Sie auf dem Spaziergang. Sie beginnen wieder mit Schritt 1, aber Sie werden feststellen, dass sie alle Lernschritte sehr schnell durchlaufen können. Die Ablenkungsgegenstände, die Sie in der Wohnung hatten, sind auch hier willkommene Helfer. Ihr Hund kennt sie schon und kann so auch in neuem Umfeld sehr gut seine Aufgabe erfüllen.
Ganz wichtig: sichern Sie den Hund draußen anfangs mit der Schleppleine ab. So vermeiden Sie, dass er sich ungewollt entfernt. Sie können das Training im Außenbereich ja nur bedingt planen. Hier sind viele unberechenbare Umweltreize, und Ihr Hund soll nicht einfach hinterher laufen können. Wenn er sich von etwas ablenken lässt, warten Sie einfach ab, bis er sich Ihnen wieder zuwendet. Erst dann können Sie Ihren Ruf wieder trainieren.
Jetzt profitieren Sie vom sorgfältigen Aufbau der Schritte 1-4.
Schritt 6: Jetzt kommt auch das „Zurückkommen“ ins Spiel, denn die Reize verlocken den Hund, loszulaufen. Nehmen Sie jede Ablenkung als Trainingsobjekt. Bleiben Sie dabei in sicherer Entfernung von allzu großen Reizen. Nutzen Sie jeden Menschen, den laufenden Hund, Jogger, spielende Kinder und was auch immer Ihnen begegnet als Rahmenbedingung, um Ihren Hund zu rufen! Achten Sie dabei auf Ihr Timing. Der Hund darf das „Objekt“ sehen, aber er sollte noch nicht losflitzen wollen.
Ganz wichtig: Im Blogbeitrag "Entspannung statt Jagverhalten" haben wir beschrieben, wie wir den Hund an Umweltreize gewöhnen können. Das gilt nicht nur für Rehe und Hasen, sondern auch für Jogger, Radler, Kinder, freundliche Passanten, Fußballspieler, fliegende Frisbees und alles, was einen Hund aus der Fassung bringt. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zum Thema „Komm“.
Für den Hund sollen diese Ablenkungen maximal zum Signal werden, auf Ihren Rückruf zu warten. Wenn Sie auf klare Kommunikation achten, und immer noch mit großer Freude und hoher Belohnung reagieren, wird Ihr Hund sich bald beim Anblick von Reizen zu Ihnen umwenden oder sogar zurückkommen.
Schritt 7: Bleiben Sie am Ball. Rufen Sie vor allem beim Spaziergang häufig auch ohne Grund. Belohnen Sie immer hochwertig, und das für lange Zeit. Zeigen Sie auch körpersprachlich Freude. Üben Sie an vielen, verschiedenen Plätzen.
Denken Sie sich „Komm“-Spiele aus, immer neue Ablenkungen und Ideen festigen das Verhalten Ihres Hundes
Es ist ein langer Weg bis Ihr Hund zuverlässig und freudig kommt, aber es macht unendlich viel Freude, ihn dabei zu begleiten.
Viel Vergnügen beim Training!